Abbildung 1

Abbildung 2

Abbildung 3

Abbildung 4

Informationen aus dem IDG zum Welt-Lungenkrebstag

Mainz, 30. Juli 2024 – Am 1. August ist Welt-Lungenkrebstag. Daher geben wir in der nachfolgenden Information einen Überblick über die aktuelle onkologische Situation von Lungenkrebs in Rheinland-Pfalz.

Situation in Rheinland-Pfalz
Die im Krebsregister Rheinland-Pfalz im Institut für digitale Gesundheitsdaten erfassten Daten zeigen, dass Lungenkrebs in Rheinland-Pfalz sowohl bei Frauen als auch bei Männern die zweithäufigste Krebserkrankung ist. Im Jahr 2022 wurde bei 1.310 Frauen und 1.796 Männern Lungenkrebs diagnostiziert. Im gleichen Jahr sind 1.001 Frauen und 1.447 Männer an Lungenkrebs verstorben. Die Zahlen zeigen, dass deutlich weniger Frauen an Lungenkrebs erkranken als Männer. Dies ist wahrscheinlich auf ein unterschiedliches Rauchverhalten zurückzuführen.

Betrachtet man das Alter der Betroffenen bei der Diagnose liegt das Maximum bei Frauen in den Altersgruppe 70 – 74 Jahren und bei Männern bei 75 – 79 Jahren (Abbildung 1). Diese Zahlen entsprechen den deutschlandweiten Daten.1

Eine Übersicht über das Alter der Sterbefälle von Männern und Frauen mit Lungenkrebs zeigt, dass die Anzahl der Sterbefälle bei Frauen im Alter bis 69 steigt, dann von 70 – 79 am höchsten ist und danach wieder sinkt. Bei Männern steigt die Anzahl an Sterbefällen kontinuierlich (Abbildung 2).

Auch die feingeweblichen Untersuchungen der Lungentumoren zeigen Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Abbildung 3). So sind Platten- und Übergansepithelkarzinome bei Männern deutlich häufiger als bei Frauen. Bei Frauen sind dagegen Adenokarzinome häufiger als bei Männern. Diese Unterschiede wurden auch in anderen Ländern beobachtet, die Ursache ist bisher nicht bekannt.2

Kleinzellige Bronchialkarzinome – bundesweite Daten zu einer besonderen Subgruppe  

Neben den landeseigenen Daten haben Forschende die Möglichkeit bundesweite Daten zu analysieren. Hierzu kann der Datensatz des Zentrums für Krebsregisterdaten, welches am Robert Koch-Institut in Berlin lokalisiert ist, verwendet werden. Dr. Katharina Emrich aus dem IDG hat diese Möglichkeit genutzt. In einer kürzlich veröffentlichen Arbeit im Fachjournal „Die Onkologie“ stellte sie Auswertungen zum kleinzelligen Bronchialkarzinom vor. Diese Subgruppe weist im Vergleich zu den nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen eine deutlich ungünstigere Prognose auf und umfasst weniger als 15 Prozent aller Bronchialkarzinome (siehe auch Abbildung 3). Im Jahr 2020 wurden diese Karzinome deutschlandweit bei etwas mehr als 4.300 Männern und etwas mehr als 3.200 Frauen diagnostiziert. Hier zeigt sich, dass Frauen etwas früher erkranken als Männer und die Inzidenzrate bei Männern leicht zurückgeht, während sie bei Frauen eher gleichbleibend ist.3

Leitliniengerechtere Behandlung in DKG-zertifizierten Zentren

Der Verlauf von Lungenkrebserkrankungen kann durch eine adäquate Therapie günstig beeinflusst werden. Die Entscheidung für die optimale Therapie für Patientinnen und Patienten wird durch Empfehlungen der S3-Leitlinien unterstützt. In einer gemeinsamen Auswertung mit Frau Dr. med. Schulz, Mitinhaberin einer hämatoonkologischen Praxis in Bad Kreuznach, wurden mögliche Unterschiede in der Berücksichtigung der Vorgaben der S3-Leitlinie untersucht.4 Dabei wurden Einrichtungen, die von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert wurden, mit Einrichtungen ohne Zertifikat verglichen. Für diesen Vergleich wurden drei Qualitätsindikatoren, entsprechend den Vorgaben der S3-Leitlinie, berechnet.5 Die Auswertung zeigte eine deutlich höhere Erfüllungsquote der Qualitätsindikatoren in DKG-zertifizierten Zentren (Abbildung 4).

Das Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten schafft digitale, interoperable und qualitätsgesicherte Prozesse und Systeme. Mit diesen erhebt, verarbeitet, analysiert und visualisiert es Daten und verknüpft diese, um nutzbares Wissen zu generieren. Das IDG stellt notwendige Daten, Werkzeuge und Informationen bereit, um auch andere bei der Verbesserung der Gesundheit jedes Einzelnen zu unterstützen. Dafür arbeiten rund 90 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng zusammen. Das IDG hat langjährige Erfahrung im Umgang mit sensiblen Patientendaten und deren gesellschaftlicher Nutzung.

Das Krebsregister RLP im Institut für digitale Gesundheitsdaten
Der Geschäftsbereich Krebsregister RLP erfasst seit 2016 flächendeckend stationäre und ambulante Patientendaten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Tumorerkrankungen. Jährlich übermitteln die onkologisch tätigen Einrichtungen etwa 450.000 Meldungen an das Krebsregister RLP, die dort qualitätsgesichert aufbereitet und ausgewertet werden. Inzwischen liegen Daten zu nahezu 1.000.000 Menschen mit Krebserkrankungen vor. Das oberste Ziel des Krebsregisters ist es, die onkologische Versorgung für Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz zu verbessern.

Referenzen:

1Zentrum für Krebsregisterdaten, RKI. Krebs in Deutschland für 2019/2020. 14.Ausgabe. 2023 Berlin

2Kaylan Gee, Sai Yendamuri. Lung cancer in females—sex-based differences from males in epidemiology, biology, and outcomes: a narrative review. Transl Lung Cancer Res 2024; 13(1):163-178.

3Katharina Emrich, Klaus Kraywinkel. Faktenblatt: Epidemiologie des kleinzelligen Lungenkarzinoms in Deutschland: Inzidenz und medianes Überleben. Die Onkologie 2024; doi: 10.1007/s00761-024-01572-5

4Stefanie Schulz, Hans Christian Lange, Katharina Emrich, Christina Justenhoven. Qualitätsindikatoren zeigen bessere Erfüllungsquoten in DKG-zertifizierten Zentren. Gesundheitswesen 2024; doi: 10.1055/a-2312-6116

5Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Deutsche Krebshilfe, AWMF. Prävention, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Lungenkarzinoms. Version 2.2. Leitlinienprogramm Onkologie, 2023