Mainz, 13. November 2024 – November ist Aktionsmonat für Magenkrebs (Gastric Cancer Awareness Month). In der nachfolgenden Information geben wir einen Überblick über die aktuelle onkologische Situation von Magenkrebs in Rheinland-Pfalz.
Situation in Rheinland-Pfalz
Im Jahr 2022 wurde in Rheinland-Pfalz bei 52 Frauen und 116 Männern Magenkrebs diagnostiziert. Im gleichen Jahr verstarben 22 Frauen und 59 Männer an dieser Erkrankung. Die Inzidenz- und Mortalitätsraten für Rheinland-Pfalz (RLP) und Deutschland insgesamt (BRD) zeigen für Frauen (Abbildung 1) und Männer in den letzten Jahren leicht rückläufige Zahlen (Abbildungen 2).
Die relativ hohen Sterbezahlen der Patientinnen und Patienten mit Magenkrebs gehen unter anderem darauf zurück, dass die Tumoren oft erst in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert werden. So werden rund 40 Prozent der Tumoren bei Diagnose dem metastasierten Stadium UICC IV zugeordnet. Dieser Anteil ist über die Jahre weitestgehend konstant, erscheint aber in den aktuelleren Jahren leicht rückläufig (Abbildung 3).
Die in den meisten Fällen recht späte Diagnose von Magenkrebs ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in den frühen Stadien in der Regel kaum Symptome auftreten. Beschwerden, wie Schluck- und Verdauungsbeschwerden, Erbrechen, Appetitlosigkeit, frühes Sättigungsgefühl, Gewichtverlust, gastrointestinale Blutungen, Schmerzen im Bauchraum zwischen Rippenbogen und Bauchnabel, treten oft erst im metastasierten Stadium auf.1 Bisher existiert für Magenkrebs kein Screeningverfahren. Als Risikofaktoren für Magenkrebs gelten unter anderem erbliche Faktoren, Infektionen der Magenschleimhaut mit Helicobacter-pylori oder dem Epstein-Barr-Virus, das Rauchen und hoher Salzkonsum.1,2 Neben einer möglichst frühen Diagnose der Tumoren beeinflusst auch eine optimale Therapie den Verlauf der Erkrankung. In diesem Zusammenhang haben Tumorkonferenzen einen hohen Stellenwert. In diesen Konferenzen werden die Therapien von onkologischen Patientinnen und Patienten von einem interdisziplinären Gremium besprochen. Die anwesenden Fachärztinnen und -ärzte treffen gemeinschaftlich eine Entscheidung über die bestmögliche Behandlung jedes einzelnen Falls. Der positive Effekt von Tumorkonferenzen konnte von Wissenschaftlerinnen des Krebsregisters Rheinland-Pfalz im Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP in Zusammenarbeit mit einer niedergelassenen Hämatoonkologin gezeigt werden. Die Ergebnisse wurden in einer gerade zur Veröffentlichung angenommenen Publikation in der Zeitschrift „Das Gesundheitswesen“ zusammengefasst.3 Die Auswertungen zeigten, dass Magenkarzinompatientinnen und -patienten, zu denen eine Tumorkonferenz an das Krebsregister gemeldet wurde, häufiger eine neoadjuvante Chemotherapie erhalten haben (Abbildung 4). Eine neoadjuvante Chemotherapie erfolgt vor der Operation. Diese Auswertung weist auf den Stellenwert der Durchführung von Tumorkonferenzen hin und wie wichtig es ist, diese auch an das Krebsregister zu melden.
Diese Ergebnisse sowie weitere aktuelle Themen zum Magenkarzinom wurden am 6. November 2024 bei der jährlichen Landesweiten Qualitätskonferenz des Krebsregisters Rheinland-Pfalz im IDG mit den diesjährigen Schwerpunkten Magen- und Pankreaskarzinome vorgestellt (https://www.krebsregister-rlp.de/ueber-uns/veranstaltungen/bericht-qualitaetskonferenz-2024). Neben den Auswertungen des Krebsregisters wurden auch aktuelle Entwicklungen zur Therapie des Magenkarzinoms, sowie die Fortschritte beim Einsatz von Robotern bei der Operation von zwei Klinikern vorgestellt. Beide Aspekte haben das Potenzial zu einer rascheren und vollständigeren Genesung von Patientinnen und Patienten beizutragen. Bereichert wurde die Veranstaltung zudem von einem Patientenvertreter, der die Belange der Betroffenen darstellte, und vor allem darauf hinwies, wie wichtig es ist, dass Patientinnen und Patienten möglichst rasch über die betreuenden Ärztinnen und Ärzte über Selbsthilfeangebote informiert werden.
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten schafft digitale, interoperable und qualitätsgesicherte Prozesse und Systeme. Mit diesen erhebt, verarbeitet, analysiert und visualisiert es Daten und verknüpft diese, um nutzbares Wissen zu generieren. Das IDG stellt notwendige Daten, Werkzeuge und Informationen bereit, um auch andere bei der Verbesserung der Gesundheit jedes Einzelnen zu unterstützen. Dafür arbeiten rund 90 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng zusammen. Das IDG hat langjährige Erfahrung im Umgang mit sensiblen Patientendaten und deren gesellschaftlicher Nutzung.
Das Krebsregister RLP im Institut für digitale Gesundheitsdaten
Der Geschäftsbereich Krebsregister RLP erfasst seit 2016 flächendeckend stationäre und ambulante Patientendaten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Tumorerkrankungen. Jährlich übermitteln die onkologisch tätigen Einrichtungen etwa 450.000 Meldungen an das Krebsregister RLP, die dort qualitätsgesichert aufbereitet und ausgewertet werden. Inzwischen liegen Daten zu nahezu 1.000.000 Menschen mit Krebserkrankungen vor. Das oberste Ziel des Krebsregisters ist es, die onkologische Versorgung für Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz zu verbessern.
Referenzen:
1. www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/magenkarzinom
2. www.aerzteblatt.de/nachrichten/151338/Haeufiges-Nachsalzen-erhoeht-das-Risiko-fuer-Magenkrebs
3. Stefanie Schulz, Cäcilie Mussel, Christina Justenhoven, Tumorkonferenzen zeigen einen Zusammenhang mit neoadjuvanten Chemotherapien bei Magenkarzinomen, Das Gesundheitswesen, in press