Abb. 1: Inzidenz- und Mortalitätsrate von Postatakrebs

Abb. 2: Verteilung der UICC-Stadien von Prostatakrebs

Abb. 3: Qualitätsindikator zur aktiven Überwachung des lokal begrenzten Prostatakarzinoms

Informationen aus dem Institut für digitale Gesundheitsdaten zum europäischen Prostatakrebs-Aktionstag

Mainz, 14. November 2024 – Der 17. November ist europäischer Prostatakrebs-Aktionstag. Zudem steht der ganze Monat November im Zeichen der Männergesundheit. In der nachfolgenden Information geben wir aus diesem Anlass einen Überblick über die aktuelle onkologische Situation von Prostatakrebs in Rheinland-Pfalz.

Situation in Rheinland-Pfalz
Im Jahr 2022 wurde in Rheinland-Pfalz bei 3.454 Männern Prostatakrebs diagnostiziert. Im gleichen Jahr verstarben 770 Männer an dieser Erkrankung. Die Inzidenzraten für Rheinland-Pfalz (RLP) und Deutschland insgesamt (BRD) zeigen in den letzten Jahren leichte Schwankungen (Abbildung 1). Diese könnten auf Unterschiede in der Häufigkeit der Nutzung des PSA-Tests (prostataspezifisches Antigen) zurückzuführen sein1. Die Mortalitätsraten sind in den letzten Jahren etwa gleichbleibend (Abbildung 1).

Die geringen Sterbezahlen der Patienten mit Prostatakrebs gehen unter anderem darauf zurück, dass die Tumoren oft in frühen Stadien diagnostiziert werden. So werden rund 40 % der Tumoren bei Diagnose dem sehr frühen Stadium UICC I zugeordnet. Der Anteil dieses Stadiums bei Erstdiagnose hat in den letzten Jahren leicht zugenommen (Abbildung 2).

Lokal begrenzte Prostatatumoren benötigen im frühen Stadium oft keine Therapie und werden stattdessen regelmäßig von einer Urologin bzw. einem Urologen überwacht. Dies erfolgt im Rahmen des Konzeptes der sogenannten aktiven Überwachung (Active Surveillance). Einschlusskriterien hierfür sind Tumoren mit geringer Ausdehnung, niedrigem Gleason-Score und geringen PSA-Werten2. Die Überwachung erfolgt so lange, bis sich Hinweise für ein Fortschreiten der Erkrankung ergeben oder der Patient eine Therapie wünscht. Auch diese Sonderform der Behandlung ist meldepflichtig und muss von der durchführenden Einrichtung an das Krebsregister gemeldet werden. Dort sind diese Informationen, wie alle anderen Meldungen auch, Bestandteil von Auswertungen, die unter anderem die Versorgungsforschung unterstützen und die gesamte Krankheitsgeschichte der jeweiligen Patienten oder des Patienten abbilden.

Zudem werden allen meldenden Einrichtungen in jährlichen Meldeberichten und bei Qualitätskonferenzen ihre Meldezahlen zurückgemeldet. So haben die Meldenden die Gelegenheit die Vollständigkeit der beim Krebsregister eingegangenen Daten zu überprüfen. Dies ist besonders wichtig, da die übermittelten Informationen nicht nur für Auswertungen der Krebsregister genutzt werden. Ein Beispiel für einen weiteren Bereich, in dem Krebsregisterdaten eine wichtige Rolle spielen, ist die Qualitätssicherung von onkologischen Screeningprogrammen und Behandlungen. Für Prostatatumoren wurde in diesem Rahmen ein neues Qualitätssicherungsprogramm durch das IQTIG etabliert. Im Fokus stehen lokal begrenzte Prostatakarzinome3. Ab 2025 werden Daten der Krankenkassen und der Krebsregister zusammengeführt und für jede urologische Einrichtung auf Erfüllung verschiedener Qualitätskriterien hin geprüft. Diese Kriterien wurden vom IQTIG eigenes für dieses Programm entwickelt und veröffentlicht4. Eines dieser Qualitätskriterien bezieht sich auf die aktive Überwachung. In Abbildung 3 sind anonymisierte Beispieldaten zu sehen. Die Auswertung zeigt, dass einige Urologinnen und Urologen relativ selten aktive Überwachungen an das Krebsregister melden. Dieser Punkt wurde in den vergangenen Monaten von vielen Krebsregistern mit den Verantwortlichen urologischer Einrichtungen ausführlich diskutiert. Neben allen anderen Meldungen sind auch die zur aktiven Überwachung essenziell für eine vollständige Krebsregistrierung. Fehlende Meldungen werden zudem ausschlaggebend sein für eine Kontaktaufnahme von Mitarbeitenden des Qualitätssicherungsprogramms mit der jeweiligen urologischen Einrichtung.

Viele Bundesländer haben frühzeitig über dieses Programm informiert, darunter auch das Krebsregister Rheinland-Pfalz im Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP. Im Rahmen einer landesweiten Qualitätskonferenz im November 20235 wurde ausführlich über das Prostatakarzinom und das anstehende Qualitätssicherungsprogramm berichtet und Daten dazu im Ärzteblatt Rheinland-Pfalz veröffentlicht6. Zusätzlich wurden einige der Qualitätsindikatoren für alle meldenden Urologinnen und Urologen berechnet und über die einrichtungsbezogenen Auswertungen an jede Einrichtung versandt. Auch wurden diese Ergebnisse in regionalen Qualitätskonferenzen im Jahr 2024 in allen Teilen des Landes vorgestellt und mit den betroffenen Einrichtungen diskutiert. Das Ziel von Qualitätssicherungsprogrammen, wie dem zum lokal begrenzten Prostatakarzinom, ist es sicherzustellen, dass jede einzelne Einrichtungen Patientinnen und Patienten nach bestmöglichen medizinischen Standards behandelt. Für Krankenhäuser, die durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert werden, erfolgen solche Überprüfungen regelmäßig im Rahmen der jährlich stattfindenden Audits. Krankenhäuser ohne Zertifikat und Einrichtungen des ambulanten Sektors unterliegen allerdings keinem solchen Prüfverfahren. Aus diesem Grund ist das Qualitätssicherungsprogramm des IQTIG flächendeckend angelegt und bezieht sämtliche mit den Krankenkassen abgerechneten sowie ans Krebsregister gemeldeten Fälle mit ein. Ziel dieses Programms ist es, die Qualität der Versorgung von onkologischen Patienten zu prüfen und zu verbessern. Dieser Aspekt gehört unter anderem zu den wichtigsten Aufgaben der Krebsregister. Daher ist es wichtig, dass sämtliche onkologisch tätige Einrichtungen ihrer Meldepflicht im Rahmen der Krebsregistrierung vollständig und vollzählig nachkommen.

Das Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten schafft digitale, interoperable und qualitätsgesicherte Prozesse und Systeme. Mit diesen erhebt, verarbeitet, analysiert und visualisiert es Daten und verknüpft diese, um nutzbares Wissen zu generieren. Das IDG stellt notwendige Daten, Werkzeuge und Informationen bereit, um auch andere bei der Verbesserung der Gesundheit jedes Einzelnen zu unterstützen. Dafür arbeiten rund 90 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng zusammen. Das IDG hat langjährige Erfahrung im Umgang mit sensiblen Patientendaten und deren gesellschaftlicher Nutzung.

Das Krebsregister RLP im Institut für digitale Gesundheitsdaten
Der Geschäftsbereich Krebsregister RLP erfasst seit 2016 flächendeckend stationäre und ambulante Patientendaten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Tumorerkrankungen. Jährlich übermitteln die onkologisch tätigen Einrichtungen etwa 450.000 Meldungen an das Krebsregister RLP, die dort qualitätsgesichert aufbereitet und ausgewertet werden. Inzwischen liegen Daten zu nahezu 1.000.000 Menschen mit Krebserkrankungen vor. Das oberste Ziel des Krebsregisters ist es, die onkologische Versorgung für Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz zu verbessern.

Referenzen:

  1. Krebs in Deutschland 2019/2020, RKI, Berlin 2023
  2. Leitlinienprogramm Onkologie - S3-Leitlinie Prostatakarzinom
  3. iqtig.org/veroeffentlichungen/prostatakarzinom/
  4. iqtig.org/downloads/berichte/2021/IQTIG_QS-Verfahren-Prostatakarzinom_Abschlussbericht_Indikatorenset_1.2_2021-12-07-barrerefrei.pdf
  5. www.idg-rlp.de/aktuelles/mitteilungen-des-idg/landesweite-qualitaetskonferenz-2023-zum-prostatakarzinom-1
  6. www.aerzteblatt-rheinlandpfalz.de/pdf/rlp2401_032.pdf