Aktionstag für Seltene Erkrankungen am 28. Februar 2025

Seltene Krebserkrankungen

Wenn von Krebserkrankungen die Rede ist, stehen meist häufige Diagnosen, wie Brust-, Prostata-, Lunge- oder Darmkrebs im Fokus. Dabei wird oft übersehen, dass etwa 20 % aller Krebsarten zu den seltenen Krebserkrankungen zählen. Eine Krebserkrankung gilt als selten, wenn jährlich weniger als 5 von 10.000 Menschen daran erkranken. Beispiele sind unter anderem Tumoren in der Schilddrüse oder der Speiseröhre (Referenz: Deutsche Krebsgesellschaft). Einige seltene Tumorerkrankungen werden mit anderen ähnlichen Erkrankungen in Gruppen zusammengefasst. So wird beispielsweise über Leukämien, Lymphome oder Tumoren im Kopf-Hals-Bereich oft als Gruppe berichtet (Referenz: Krebs in Deutschland 2019/2020).

 

Herausforderungen Seltener Erkrankungen

Für seltene Krebserkrankungen gelten ähnliche Herausforderungen wie für andere Seltene Erkrankungen:

  • In einigen Fällen fehlen etablierte Diagnoseverfahren und standardisierte Therapieempfehlungen.
  • Betroffene profitieren besonders von der Behandlung in spezialisierten Zentren, die über größere Erfahrung verfügen und häufig klinische Studien anbieten.
  • Klinische Studien sind oft die einzige Möglichkeit, um Fortschritte bei der Therapie Seltener Erkrankungen zu erzielen.

Geeignete Zentren lassen sich beispielsweise über die Plattform OncoMap finden (Referenz: OncoMap).

 

Beitrag des Krebsregisters Rheinland-Pfalz im Institut für digitale Gesundheitsdaten

Im Rahmen der Krebsregistrierung in Deutschland werden flächendeckend sämtliche Diagnosen, Therapien und Verläufe jeder onkologischen Erkrankung erfasst. So erhält das Krebsregister Rheinland-Pfalz auch Daten zu seltenen Tumoren. Diese Daten ermöglichen:

  • Eine detaillierte Analyse der Häufigkeit des Auftretens seltener Tumoren.
  • Eine Erfassung der Sterblichkeit und Überlebensraten.
  • Eine Bewertung realer Behandlungsverläufe und der angewendeten Therapien.

Die Tabellen 1 und 2 zeigen die in Rheinland-Pfalz dokumentierten Krebserkrankungen nach Häufigkeit bei Männern und Frauen.

Anhand dieser Tabellen wird deutlich, wie viele Krebserkrankungen bei Männern oder Frauen seltener als 20- oder 50-mal pro Jahr diagnostiziert werden.

 

Tabelle 1: Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Männern in Rheinland-Pfalz pro Jahr in Gruppen

ICD-10-GM

Bezeichnung

Anzahl Fälle pro Jahr in Gruppen

C08

Große Speicheldrüsen

<20

C96

Lymphatisches und blutbildendes Gewebe

<20

C33

Trachea

<20

C94

Sonstige näher bezeichnete Leukämien

<20

C14

Lippe, Mundhöhle, Pharynx, sonstiges

<20

C40

Knochen und Gelenkknorpel, obere Extremität

<20

C47

Periphere Nerven und autonomes Nervensystem

<20

C74

Nebenniere

<20

C38

Herz, Mediastinum, Pleura

<20

C46

Kaposi-Sarkom

<20

C72

ZNS

<20

C12

Recessus piriformis

<20

C06

Mund, sonstiges

<20

C48

Retroperitoneum und Peritoneum

<20

C63

Sonstige männliche Genitalorgane

<20

C37

Thymus

<20

C03

Zahnfleisch

<20

C05

Gaumen

<20

C11

Nasopharynx

<20

C69

Auge

<20

C23

Gallenblase

<20

C95

Sonstige Leukämien

<20

C41

Knochen und Gelenkknorpel, sonstiges

<20

C76

Sonstige Lokalisationen

<20

C30

Nasenhöhle und Mittelohr

<20

C31

Nasennebenhöhlen

<20

C00

Lippe

20<50

C93

Monozytenleukämie

20<50

C66

Ureter

20<50

C26

Verdauungsorgane, sonstiges

20<50

C68

Sonstige Harnorgane

20<50

C07

Parotis

20<50

C04

Mundboden

20<50

C21

Anus

20<50

C50

Brust

20<50

C60

Penis

20<50

C88

Immunproliferative Krankheit

20<50

C01

Zungengrund

20<50

C09

Tonsille

20<50

C19

Rektosigmoid

20<50

C84

T-Zell-Lymphome

20<50

C13

Hypopharynx

20<50

C45

Mesotheliom

20<50

C65

Nierenbecken

50<200

C02

Zunge, sonstiges

50<200

C85

NHL, sonstige

50<200

C10

Oropharynx

50<200

C17

Dünndarm

50<200

C81

Morbus Hodgkin

50<200

C49

Bindegewebe und Weichteilgewebe

50<200

C73

Schilddrüse

50<200

C24

Gallenwege, sonstiges

50<200

C82

Follikuläres NHL

50<200

C32

Larynx

50<200

C92

Myeloische Leukämie

50<200

C91

Lymphatische Leukämie

50<200

C71

Gehirn

50<200

C62

Hoden

50<200

C90

Plasmozytom

200<500

C80

Ohne Angabe der Lokalisation

200<500

C83

Diffuses NHL

200<500

C15

Ösophagus

200<500

C44

Nicht-melanotische Hauttumoren

200<500

C22

Leber und intrahepatische Gallengänge

200<500

C16

Magen

200<500

C64

Niere, ausgenommen Nierenbecken

200<500

C25

Pankreas

500<4000

C20

Rektum

500<4000

C43

Malignes Melanom der Haut

500<4000

C18

Kolon

500<4000

C67

Harnblase (inkl. D09.0, D41.4)

500<4000

C34

Bronchien, Lunge

500<4000

C61

Prostata

500<4000

 

Tabelle 2: Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Frauen in Rheinland-Pfalz pro Jahr in Gruppen

ICD-10-GM

Bezeichnung

Anzahl Fälle pro Jahr in Gruppen

C94

Sonstige näher bezeichnete Leukämien

<20

C11

Nasopharynx

<20

C12

Recessus piriformis

<20

C72

ZNS

<20

C33

Trachea

<20

C08

Große Speicheldrüsen

<20

C41

Knochen und Gelenkknorpel, sonstiges

<20

C40

Knochen und Gelenkknorpel, obere Extremität

<20

C00

Lippe

<20

C38

Herz, Mediastinum, Pleura

<20

C31

Nasennebenhöhlen

<20

C74

Nebenniere

<20

C13

Hypopharynx

<20

C68

Sonstige Harnorgane

<20

C45

Mesotheliom

<20

C66

Ureter

<20

C01

Zungengrund

<20

C06

Mund, sonstiges

<20

C69

Auge

<20

C37

Thymus

<20

C04

Mundboden

<20

C03

Zahnfleisch

<20

C30

Nasenhöhle und Mittelohr

<20

C76

Sonstige Lokalisationen

<20

C05

Gaumen

<20

C52

Vagina

<20

C09

Tonsille

<20

C93

Monozytenleukämie

<20

C32

Larynx

20<50

C95

Sonstige Leukämien

20<50

C07

Parotis

20<50

C55

Uterus, Teil n. n. bez.

20<50

C19

Rektosigmoid

20<50

C84

T-Zell-Lymphome

20<50

C26

Verdauungsorgane, sonstiges

20<50

C10

Oropharynx

20<50

C48

Retroperitoneum und Peritoneum

20<50

C02

Zunge, sonstiges

20<50

C65

Nierenbecken

20<50

C17

Dünndarm

20<50

C81

Morbus Hodgkin

20<50

C57

Sonstige weibliche Genitalorgane

20<50

C85

NHL, sonstige

20<50

C88

Immunproliferative Krankheit

20<50

C23

Gallenblase

50<200

C21

Anus

50<200

C24

Gallenwege, sonstiges

50<200

C49

Bindegewebe und Weichteilgewebe

50<200

C15

Ösophagus

50<200

C82

Follikuläres NHL

50<200

C91

Lymphatische Leukämie

50<200

C92

Myeloische Leukämie

50<200

C44

Nicht-melanotische Hauttumoren

50<200

C22

Leber und intrahepatische Gallengänge

50<200

C51

Vulva

50<200

C71

Gehirn

50<200

C90

Plasmozytom

50<200

C73

Schilddrüse

50<200

C83

Diffuses NHL

200<500

C80

Ohne Angabe der Lokalisation

200<500

C53

Cervix uteri

200<500

C16

Magen

200<500

C64

Niere, ausgenommen Nierenbecken

200<500

C20

Rektum

200<500

C56

Ovar

200<500

C67

Harnblase (inkl. D09.0, D41.4)

200<500

C25

Pankreas

500<4000

C54

Corpus uteri

500<4000

C43

Malignes Melanom der Haut

500<4000

C18

Kolon

500<4000

C34

Bronchien, Lunge

500<4000

C50

Brust

500<4000

 

Neben epidemiologischen Daten zu Krebserkrankungen erfassen Krebsregister auch Informationen zum realen Behandlungsverlauf. So wird beispielsweise der Off-Label-Use von Medikamenten dokumentiert – also die Anwendung von Arzneimitteln, die für eine andere Indikation zugelassen sind, aber möglicherweise auch bei bestimmten Krebsarten wirksam sind.

Ein Beispiel ist Artesunat, ein ursprünglich zur Malariatherapie zugelassener Wirkstoff. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass dieser auch in der Krebstherapie eingesetzt werden könnte (Referenz: Artemisia annua und Artesunat in der Onkologie). Die systematische Erfassung solcher Anwendungen ermöglicht es, den Nutzen neuer Therapieansätze besser zu bewerten und evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen.

Referenzen:

Deutsche Krebsgesellschaft

Krebs in Deutschland 2019/2020

OncoMap

Artemisia annua und Artesunat in der Onkologie