Abbildung 1: Inzidenz- und Mortalitätsraten für Darmkrebs (ICD-10-GM C18-20) bei Frauen und Männern in Rheinland-Pfalz im Zeitraum 2014-2023

Abbildung 2: Überlebensraten im Vergleich zwischen Behandlungen in Zentren, welche durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert wurden, zu Behandlungen in Einrichtungen ohne DKG-Zertifikat.

Darmkrebs: Nur jeder Zweite wird in einem zertifizierten Zentrum behandelt

Mainz, den 11.03.2025 –Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland. Anlässlich des Darmkrebsmonats März weisen das Krebsregister Rheinland Pfalz im Institut für digitale Gesundheitsdaten (IGD) und die Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Rheinland-Pfalz auf zwei wichtige Aspekte hin, die Einfluss auf die Heilungs- und Überlebenschancen von Darmkrebs haben können: Zum einen sind präventive Maßnahmen wie die Darmspiegelung (Koloskopie) oder ein Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs wichtig, damit eine Erkrankung in einem möglichst frühen Stadium behandelt werden kann. Zum anderen sollten Patientinnen oder Patienten mit einer Darmkrebsdiagnose in zertifizierten Zentren behandelt werden, weil die Qualität auch stark von der Erfahrung des Klinikpersonals abhängig ist.

In der nachfolgenden Information gibt das Institut für digitale Gesundheitsdaten zusammen mit der Techniker Krankenkasse einen Überblick über die aktuelle onkologische Situation von Darmkrebs in Rheinland-Pfalz.

Situation in Rheinland-Pfalz

Im Jahr 2023 wurde in Rheinland-Pfalz bei 1.222 Frauen und 1.476 Männern Darmkrebs diagnostiziert. Im gleichen Zeitraum verstarben 513 Frauen und 610 Männer an dieser Erkrankung. Die Inzidenz- und Mortalitätsraten in Rheinland-Pfalz sind für Frauen und Männer in den letzten Jahren leicht fallend (Abbildung 1).

Mögliche Einflussfaktoren für die sinkenden Inzidenzraten könnten Änderungen beim Lifestyle sein. Ein gesunder Lebensstil vermindert das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken.1 Eine wichtige Rolle hierbei spielt das Rauchen. Erfreulicherweise geht die Zahl der rauchenden Erwachsenen in Deutschland seit den 1980er Jahren zurück. Ein möglicher positiver Einfluss auf viele Krebsarten, darunter auch Darmkrebs, ist wahrscheinlich.

Die sinkenden Mortalitätsraten gehen zum einen mit den geringeren Inzidenzraten einher. Zudem könnte die verbesserte Früherkennung einen Einfluss haben. Diese basiert insbesondere auf der Reform der Darmkrebs-Früherkennung aus dem Jahr 2019, durch welche gesetzlich Versicherte nun gezielt per Einladungsschreiben zur Teilnahme am Darmkrebsscreening aufgefordert werden.

„Unsere Daten ermöglichen es, den Erfolg von Früherkennungsmaßnahmen wie dem Darmkrebsscreening zu bewerten und Entwicklungen über die Zeit nachzuverfolgen. Gerade bei Darmkrebs ist das entscheidend, da sich die Erkrankung oft schleichend entwickelt und frühzeitig erkannt gut behandelbar ist“, so Katja Schwarzer, Onkologin und Ärztliche Leiterin des IDG.

Einen weiteren Einflussfaktor für den Rückgang der Mortalitätsraten können zudem Behandlungen von Darmkrebspatientinnen und -patienten in Zentren darstellen, die von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert wurden. Eine Auswertung der Daten des Krebsregisters Rheinland-Pfalz zeigt, dass Patientinnen und Patienten, welche in den Jahren 2016-2022 an Darmkrebs erkrankten und in einem DKG-Zentrum diagnostiziert und/oder operiert wurden, einen Überlebensvorteil gegenüber denen hatten, welche in einer Einrichtung ohne DKG-Zertifikat behandelt wurden (Abbildung 2).

Nach den im Krebsregister Rheinland-Pfalz vorliegenden Daten suchen nur etwa 50 Prozent der an Darmkrebs Erkrankten eine Einrichtung mit DKG-Zertifikat auf. Ein entscheidender Faktor könnten die entsprechenden Informationen zu diesen Zentren sein, die Erkrankten sowie ihren Angehörigen und weiteren Interessierten zur Verfügung stehen. Eine Aufstellung aller DKG-zertifizierten Zentren in Deutschland findet sich auf der Webseite OncoMap (www.oncomap.de).

Für Qualität werden weitere Wege in Kauf genommen

In einer bundesweit repräsentativen Forsa-Umfrage mit Teilergebnissen aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland im Auftrag der TK gaben 97 Prozent der Befragten in der Ländergruppe an, dass ihnen im Falle einer notwendigen Operation die Erfahrung der Klinik sehr wichtig oder wichtig sei. Im Falle einer aufwändigeren Behandlung würden sich 92 Prozent der Befragten an Rhein, Main und Saar für ein Krankenhaus entscheiden, das umfassende Erfahrungen mit dieser Operation oder Behandlung hat, aber weiter weg vom Wohnort ist. Nur sechs Prozent der Befragten gaben an, sich für ein wohnortnahes Krankenhaus zu entscheiden, das aber nicht für die Behandlung spezialisiert ist.

"Den meisten Menschen ist offenbar bewusst, dass sie in spezialisierten Kliniken eine qualitativ hochwertigere Behandlung erwarten dürfen und die meisten sind bereit, dafür weitere Wege auf sich zu nehmen", sagt Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz. "Dass trotzdem nur jeder oder jede Zweite bei einer Darmkrebserkrankung in einem zertifizierten Krankenhaus behandelt wird, muss also andere Gründe haben wie ein fehlender Überblick über Zertifizierungen. So gaben in unserer Umfrage 62 Prozent der Befragten aus Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland an, dass sie nicht wissen, dass Krankenhäuser verpflichtet sind, jedes Jahr einen Qualitätsbericht zu veröffentlichen. Die
Qualitätsberichte der Krankenhäuser können bei der TK unter klinikfuehrer.tk.de abgerufen werden.

Informationen zum Thema Darmkrebs gibt es unter tk.de, Suchnummern 2017592, 2185896, 2101784 und auf vielen weiteren TK-Seiten unter dem Suchwort "Darmkrebs".


Referenzen:
1. www.krebsinformationsdienst.de/darmkrebs/risikofaktoren
2. www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/r/rauchen.html
3. www.kbv.de/html/index.php