Abb. 1: Unterschiede der (T-Stadien) in Abhängigkeit zum Alter bei Diagnose

Informationen aus dem IDG zum internationalen Aktionsmonat für gynäkologische Krebserkrankungen

Mainz, 19. September 2024 – September ist der internationale „Gynecologic Cancer Awareness Month“. Daher geben wir in der nachfolgenden Information einen Überblick über die aktuelle onkologische Situation von gynäkologischen Tumoren in Rheinland-Pfalz. Als gynäkologische Tumore zählen alle Krebserkrankungen der weiblichen Genitalorgane:

  • Gebärmutterkörper (Endometriumkarzinom)
  • Eierstock (Ovarialkarzinom)
  • Gebärmutterhals (Zervixkarzinom)
  • Äußere weibliche Geschlechtsorgane (Vulvakarzinom)
  • Vagina (Vaginalkarzinom)

Situation in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2022 insgesamt 1.345 Neuerkrankungen und 532 Sterbefälle für gynäkologischen Tumoren dokumentiert. Davon entfielen 524 der Neuerkrankungen auf den Gebärmutterkörper, 356 auf die Eierstöcke, 246 auf den Gebärmutterhals, 153 auf die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane und 21 auf die Vagina (Tabelle 1).

Tumor

ICD-10-GM

Neuerkrankungen

Sterbefälle

Gebärmutterkörper

C54-C55

524

127

Eierstock

C56

356

258

Gebärmutterhals

C53

246

77

Äußere weibliche Geschlechtsorgane

C51

153

45

Vagina

C52

21

11

sonstg./n.n.bez. weibl. Geschlechtorgane

C57

45

14

Gesamt

C51-C57

1.345

532

Tabelle 1: Anzahl an Neuerkrankungen und Sterbefällen für gynäkologischen Tumoren im Jahr 2022 in Rheinland-Pfalz

Frühere Diagnose von Eierstockkrebs im jüngeren Alter

Wird für gynäkologische Tumoren die Tumorausdehnung (T-Status) betrachtet, so sind für Tumoren, die im Gebärmutterhals, Gebärmutterkörper oder im Eierstock lokalisiert sind Unterschiede zwischen älteren und jüngeren Patientinnen zu beobachten. Bei Patientinnen, die unter 70 Jahre alt waren, zeigte sich für alle drei Erkrankungen, dass die Tumoren bei Diagnose häufig kleiner waren als bei Patientinnen, die 70 Jahre oder älter waren (Abbildung 1). So wurden im Jahr 2022 Tumoren im Gebärmutterhals bei Frauen unter 70 Jahren zu 62 % mit Status T1 nachgewiesen, bei Frauen, die 70 Jahre oder älter waren, waren nur 37 % im T1-Status. Bei Tumoren im Gebärmutterkörper zeigte sich ein ähnlicher, wenn auch schwächerer Effekt. In der Gruppe der jüngeren Frauen wurden Tumoren mit T1-Status bei 79 % der Patientinnen nachgewiesen und bei älteren Patientinnen zu 75 %. Deutlicher ist der Alterseffekt wiederum bei Frauen mit Eierstockkrebs. Hier wurde der T1-Status bei 34 % der jüngeren Frauen nachgewiesen und bei älteren nur bei 21 %.

Für alle anderen gynäkologischen Tumoren waren die Fallzahlen zur Berechnung von statistisch stabilen Zahlen zu gering.

Fortgeschrittene Tumoren bei älteren Krebspatientinnen und-patienten wurden bereits in anderen Auswertungen auch zu weiteren Krebserkrankungen berichtet. Es wird vermutet, dass bei Älteren die Krebsvorsorge häufig durch andere Erkrankungen in den Hintergrund tritt und daher Tumoren erst spät entdeckt werden.1

Datengrundlage für seltene Krebserkrankungen verbessern

Um die Diagnose und Therapie von serös tubaren intraepithelialen Tumoren (STIC) zu verbessern, baut das IDG zusammen mit der Universitätsmedizin Mainz aktuell ein deutschlandweites STIC-Register auf. STIC wird als eine Vorläuferläsion von Eierstockkrebs eingestuft. Da aber schätzungsweise jährlich nur bei etwa 100 Frauen in Deutschland STIC diagnostiziert wird, gibt es bisher keine verlässliche Datengrundlage.

Die Seltenheit von STIC und die fehlenden Informationen führen zu diagnostischen Herausforderungen und sehr heterogenen Behandlungsstrategien. In dem Register werden zukünftig epidemiologische und klinische Daten über Patientinnen mit einer STIC-Erkrankung gesammelt und ausgewertet. Auf dieser Basis sollen bundesweit qualitätsgesicherte diagnostische und therapeutische Schritte definiert, Risikofaktoren identifiziert und die Versorgung der Patientinnen verbessert werden.

Das Institut für digitale Gesundheitsdaten RLP
Das Institut für digitale Gesundheitsdaten schafft digitale, interoperable und qualitätsgesicherte Prozesse und Systeme. Mit diesen erhebt, verarbeitet, analysiert und visualisiert es Daten und verknüpft diese, um nutzbares Wissen zu generieren. Das IDG stellt notwendige Daten, Werkzeuge und Informationen bereit, um auch andere bei der Verbesserung der Gesundheit jedes Einzelnen zu unterstützen. Dafür arbeiten rund 90 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eng zusammen. Das IDG hat langjährige Erfahrung im Umgang mit sensiblen Patientendaten und deren gesellschaftlicher Nutzung.

Das Krebsregister RLP im Institut für digitale Gesundheitsdaten
Der Geschäftsbereich Krebsregister RLP erfasst seit 2016 flächendeckend stationäre und ambulante Patientendaten zu Auftreten, Behandlung und Verlauf von Tumorerkrankungen. Jährlich übermitteln die onkologisch tätigen Einrichtungen etwa 450.000 Meldungen an das Krebsregister RLP, die dort qualitätsgesichert aufbereitet und ausgewertet werden. Inzwischen liegen Daten zu nahezu 1.000.000 Menschen mit Krebserkrankungen vor. Das oberste Ziel des Krebsregisters ist es, die onkologische Versorgung für Patientinnen und Patienten in Rheinland-Pfalz zu verbessern.

Referenzen

1Kadambi S, Loh KP, Dunne R, Magnuson A, Maggiore R, Zittel J, Flannery M, Inglis J, Gilmore N, Mohamed M, Ramsdale E, Mohile S. Older adults with cancer and their caregivers - current landscape and future directions for clinical care. Nat Rev Clin Oncol. 2020 Dec;17(12):742-755. doi: 10.1038/s41571-020-0421-z. Epub 2020 Sep 2. PMID: 32879429; PMCID: PMC7851836.